Feier zum 85. Geburtstag

Festsaal des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins
1. März 2005

Gemeinsame Veranstaltung von Österreichischer Verband für Elektrotechnik und OCG.

Gründungsmitglied und Ehrenpräsident Zemanek ist 85 Jahre

Artikel von Johann Stockinger, OCG

Am 1. Jänner 2005 feierte der OCG-Gründungspräsident Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Dr. h.c. Heinz Zemanek seinen 85. Geburstag. Aus diesem Anlass lud die OCG zusammen mit dem Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) genau zwei Monate danach, am 1. März 2005, in den Österreichischen Journalisten Club, Wien I, zu einem Pressegespräch mit dem Titel "Das Mailüfterl hat Zukunft!". Neben dem Jubilar referierte auch DI Helmut Leopold, Leiter der Plattform Technologiemanagement der Telekom Austria.

In seiner gewohnt pointierten Art ging Prof. Zemanek auf die vielen unterschiedlichen Fragen ein. Viele davon betrafen natürlich die Entwicklung des Mailüfterls, des ersten volltransistorisierten Computers auf dem europäischen Festland.

Am Nachmittag fand die gemeinsam von der OCG und vom OVE organisierte Geburtstagsfeier im Festsaal des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins statt, bei der sich eine große Zahl prominenter Gratulanten einstellte. Durch das Programm führte Univ.Prof. Dr. Gottfried Magerl von der TU Wien. Nach der Begrüßung der Festversammlung durch den OVE-Generalsekretär Dipl.-Ing. Peter Reichel gratulierte als Erster Dr. Christoph Kardinal Schönborn, der mit Zemanek seit Jahren Fragen des Verhältnisses von Wissenschaft und Glauben erörtert. Besonders schätzt er an Zemanek dessen geistige Wachheit und sein vielseitiges Interesse, wie z.B. die Beschäftigung mit Kalendersystemen.

Anschließend überreichte Vizekanzler Hubert Gorbach dem Jubilar das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Als weitere Gratulanten stellten sich ein:

Für die musikalische Untermalung sorgte Prof. Hans Kann auf dem Klavier.

Frau Hofrätin Dr. Gabriele Zuna-Kratky, Direktorin des Technischen Museums Wien, überbrachte die Glückwünsche der gesamten Kollegenschaft und erzählte vom großen Interesse, welches das Mailüfterl bei vielen Museumsbesuchern erweckt. Zemanek selbst steht der Ausstellung des Computers etwas distanziert gegenüber, denn, wie er bereits im Pressegespräch vermerkt hatte: "Einen Computer stellt man nicht ins Museum, denn er schaut nicht aus". Auch das Problem der Ausstellung von Software wäre nach wie vor nicht gelöst. Sinnvoller würde Zemanek hingegen die Ausstellung der dreidimensionalen Geschichtswände zur Informatikgeschichte sehen, die sich im Original derzeit in Linz befänden.

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Maurer - ein früher Zemanek-Mitarbeiter im IBM-Labor - wies in seinem Festvortrag über "Die Zukunft der Informationstechnik: Wir stehen auf den Schultern von Riesen" auf das besondere Gespür und die Weitsicht Prof. Zemaneks hin. Zemanek schien ein Gefühl dafür gehabt zu haben, was gerade in der Luft schwebt und in den nächsten Jahren auf uns zukommen würde. Laut Maurer hatte Zemanek bereits 1983 den Begriff "Informationsmüll" verwendet. Auch einem Glauben an einen zu großen Perfektionismus und einem zu starken Selbstvertrauen schien Zemanek immer schon kritisch gegenübergestanden zu sein. Zemanek hatte auch vor den Grenzen der formalen Methoden gewarnt.

In seinem Festvortrag mit dem Titel "Zeit Zeuge Zemanek" ging Zemanek noch einmal auf seine eigene "Globalisierung und Digitalisierung" ein. Seine "Globalisierung" hätte schon in seiner frühen Kindheit begonnen und sich später durch sein Engagement bei den Pfadfindern fortgesetzt. Zemanek hätte sich durch seine 750 Reisen "globalisiert"; er habe bis jetzt ca. 2 Millionen Flugkilometer absolviert. Als IFIP-Präsident ging - nach seinen eigenen Worten - in seinem Reich die Sonne nicht unter. Dadurch war es ihm möglich, ein weltweites Netzwerk von Freunden und Kollegen aufzubauen.

Zemanek hatte sich schon in seiner Studentenzeit mit verschiedenen Aspekten der Digitalisierung auseinandergesetzt. Zu Beginn der Computerentwicklung standen der analoge und digitale Computer noch gleichwertig nebeneinander. Zemanek setzte jedoch von Beginn an auf den digitalen Computer. Aus heutiger Sicht meint er, könne niemand mehr einen solchen Computeranfang erleben wie er. Als Zeitzeuge konnte er den Beginn der Digitalisierung hautnah miterleben und zusehen, wie der digitale Computer alles andere verdrängt hatte.

Der Computer sei jedoch immer noch als eine begrenzte Sache anzusehen,internbedingt durch die Begrenztheit der im Computer verarbeiteten Modelle. Information mache nur Sinn im Zusammenhang mit dem Bewusstsein des Menschen. Die Problematik der Bedeutung sei eine menschliche Sache. Nach Zemanek ist die Ausweitung der Informationstheorie auf die Semantik als gescheitert zu betrachten. Die gesamte Informationstechnik sei eine Schleife von Mensch zu Mensch. Bedingt durch die Tatsache, dass der Mensch ein soziales Wesen sei, kommt eine Vernetzung heraus.

In ihren abschließenden Worten bedankte sich die OCG-Präsidentin, Frau Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriele Kotsis, bei Prof. Zemanek für seinen Einsatz bei der Gründung der Oesterreichischen Computer Gesellschaft und nannte ihn in Anlehnung seines eigenen Vortrags einen "Weltreisenden des Wissens".

Dieser Artikel erschien im OCG Journal 2/2005, S. 21-22.